“Lyrische Aufzeichnungen mit Gehalt”
Die Erfahrungen eines langen Lebens konzentriert Thea Uhr in sechzig Gedichten, die als lyrische Aufzeichnungen mit Gehalt gelten dürfen. Es sind fast lautlose Prozesse, die sich hier vollziehen. Nur allmählich vertropft das Blau, Tage werden «zugeschwiegen», Räume leer gewohnt. Aber das lyrische Ich weiss auch um die Wärme, die überwintert. (…)
Thea Uhr entwickelt ihre bildhaften Vorstellungen zwanglos und mit feinem Humor. So lässt das Gedicht «Abend» den Tag aussteigen, zuvor aber noch etwas Dämmerung spielen: «Schwärzt dann / sein müdes Gesicht / um unerkannt / zu entkommen.» Selten nur erliegt sie der Gefahr, den Sinn erklären zu wollen, worüber dann der Vers zur Lebensweisheit verkümmert.
Neue Zürcher Zeitung; 09.09.2006
“Meisterschaft der Knappheit”
Die Meisterschaft der Nidwaldnerin war es, mit wenigen Worten Betroffenheit auszulösen. Ihre Texte bestechen durch die Knappheit, mit der sie Hoffnung, Enttäuschung, ja letztlich selbst Sprachlosigkeit schildert.
(…) In “Hinüberland schrieb Thea Uhr: “Abschied ist leicht / denn wenn ich gehe / bleibt mein Seelenvogel / und spürt die Fährte auf / die uns bezeugt.”
Neue Luzerner Zeitung, 15.9. 2012
Lesen Sie hier einen Bericht in der ONZ (Obwaldner und Nidwaldner Zeitung) vom 16. Oktober 2011.
“Heimat, Geborgenheit und Sicherheit”
Thea Uhr schreibt über Sachen, wegen denen sie nicht schlafen kann, die sie quälen, schlimme Ereignisse. Häufig finde sie den Ansatz zum Gedicht beim Spazierengehen. Dann überlege sie beim Gehen, setze sich auf eine Bank oder schreibe ihre Ideen in einem Grotto nieder. «Und wenn viele beieinander sind, versuche ich sie einzuordnen.» Daraus entstehen Bücher wie «Filigran», «Mäander», «Jahrschnüre», «Windvogel» oder eben das neueste, «Innenhof».
In «Innenhof», dem «Spiegel der Seele», geht es um Heimat, Geborgenheit und Sicherheit. Das sind für sie aktuelle Themen: «Immer mehr Sachen zerbröckeln», sagt Thea Uhr. «Die Sicherheiten bezüglich Arbeit, Gesundheit und Ehe verschwinden.» Immer mehr Ordnungen würden zusammenbrechen. So hat sie das Gedicht «Zerbrechen» aus «Innenhof» unter dem Eindruck des Attentats im Zuger Parlament und dem Anschlag auf das World Trade Center geschrieben.
Luzerner Zeitung, 9. 11.2002
“Tiefe und berührende Schlichtheit”
«Es ist wie ein Wort, ein Gedanke, der mich anspringt», sagt Thea Uhr über die Vorgehensweise beim Schreiben. Mit der ersten Zeile im Kopf setzt sie sich hin. «Bei den Gedichten ist mir ein gutes Bild wichtig», sagt die Autorin, die vor wenigen Tagen ihren 71. Geburtstag feiern konnte. Dieses findet sie häufig in der Natur. Thea Uhr schreibt bewusst sehr verdichtet. Kein überflüssiges Wort soll den Rhythmus der Verse stören. Das verleiht ihren durchwegs in Schriftdeutsch abgefassten Gedichten Tiefe und zugleich eine berührende Schlichtheit.
Neue Luzerner Zeitung; 09.09.1998
“Einen Namen als Lyrikerin im In- und Ausland”
Die 84-jährige Autorin Thea Uhr erinnert sich an ihre Kindheit in Zürich. Ihr erster Prosaband ist schlicht und berührend.
Die Nidwaldner Schriftstellerin Thea Uhr (1927 in Zürich geboren) war während 28 Jahren Lehrerin in Stans und Buochs. Als sie 1987 ihren ersten Lyrikband «Windvogel» herausgab, machte sie sich als Lyrikerin im In- und Ausland einen Namen. Im Ganzen sind von ihr sieben Lyrikbände erschienen.
In ihrem neusten Buch, welches sie heute in der Ermitage Beckenried dem Publikum vorstellt, geht sie einen neuen Weg. Es trägt den Titel «Wir waren sieben», und ist erstmals in Prosa geschrieben.
Neue Luzerner Zeitung; 14.10.2011
Neue Nidwaldner Zeitung
“Grande Dame der Nidwaldner Lyrik”
Thea Uhr spricht über ihr Schreiben bescheiden: «Mir ist bei all der Arbeit, die ich hatte, nichts anderes verblieben als das Auflesen von Worten.» Aber gerade in dieser Reduktion, die in der Lyrik zum Gewinn wird, liegt die Stärke dieser Frau. Deshalb wurde sie an der Vernissage in der Nidwaldner Kantonsbibliothek von ihrem neuen deutschen Verleger Klaus Isele voll Anerkennung als «Grande Dame der Nidwaldner Lyrik» bezeichnet.
Neue Luzerner Zeitung; 31.10.2009
“Wichtig für Nidwalden”
Der Stanser Buchhändler Martin von Matt – er ist ein Kenner der Literatur-szene – sagte treffend: «Thea Uhr ist für Nidwalden so wichtig wie die kleinen, feinen Zwischentöne in einem Orchester.» Der Engelberger Autor und Vernissagenredner Dominik Brun hob unter anderem hervor: «Wenn eine 84-jährige Schriftstellerin nach fünf gross gezogenen Kindern und nach einigen Lyrikbänden nochmals eine Publikation auf die Welt bringt, dann braucht es lobende und gratulierende Worte.» Das Rezept zum richtigen Lesen verriet schliesslich der Mittelschullehrer Hans Galliker vom Stanser Kollegium St. Fidelis: «Gedichte und Geschichten von Thea Uhr sind wie Pralinés: Man sollte nur wenige aufs Mal lesen, damit man lange davon geniessen kann.”
Neue Luzerner Zeitung; 18.10.2011
Neue Nidwaldner Zeitung Regionale
“Kristallin geschliffene Gedichte”
Eine nur sanft melancholisch eingefärbte Abendstimmung liegt in den Gedichten, die Thea Uhr in dem Band «Mosaik» gesammelt hat. «Was ich / an Einsamkeit / entbehren kann // Wird weniger / gegen den Abend hin // Einen Rest von Allein / braucht es / um den Schmerz / zu ertragen // Für den Durchgang / zuletzt», steht unter dem Titel «Wegzehrung». Es sind ausgereifte, kristallin geschliffene Gedichte, die im präzisen Rhythmus kein Wort, keinen Laut zu viel kennen. Leuchtend klar sind die Bilder, die Gedanken genau und erkennbar aus dem Leben und bewusster Erfahrung gewonnen. Was dunkel getönt ist, erhält einen Gegenglanz in Versen, die von Freude und Trost sprechen (…)
Neue Luzerner Zeitung; 18.07.2006
“Unmittelbar und ohne Pathos”
Die Geschichten sind ohne alles Pathos erzählt, in einer Sprache, die dem Alltag ihrer Handlungen entnommen ist. Da wird keine künstliche Welt errichtet, da ist eine Unmittelbarkeit ohne alle Umschweife erreicht. Das gilt auch für die Gedichte von Thea Uhr, die als Lehrerin in Stans und Buochs gearbeitet und fünf Kinder grossgezogen hat, von 1989–98 Vizepräsidentin des Innerschweizer Schriftstellerinnen- und Schriftstellervereins war. Die Worte ihrer Lyrik verraten mit äusserster Knappheit ihre Herkunft aus dem Warten und Schweigen. Sie vermitteln Erlebensintensität und den Eindruck offener Sinne und ungetäuschter Gefühle.
Luzerner Zeitung Kultur, 03.01.2010