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Liebe Besucherinnen und Besucher der Webseite:

Wir, die Familie von Thea Uhr, freuen uns über jede Zuschrift, sei es eine Begegnung mit Thea Uhr, Worte zu einem ihrer Gedichte, das Ihnen gefiel, Gedanken zu ihrem Buch “Wir waren sieben”, Erinnerungen an ihre Person oder was immer Sie zu diesem Begegnungsort mit der Dichterin und dem Menschen Thea Uhr beisteuern möchten. Auf diese Weise können wir Thea Uhr als Künstlerin, Mutter, Grossmutter, Freundin, Kollegin, Bekannte, Nidwaldnerin und inspirierende Frau lebendig erhalten.

Simone Uhr, Enkelin

“Als meine Grossmutter war Thea immer ein Vorbild für mich. Zu bestimmten Ereignissen wie Weihnachten, Ostern oder Geburtstagen schrieb sie meinen Eltern & mir kleine Gedichte. Diese habe ich alle aufbewahrt um sie zwischendurch wieder mal zu lesen. Im Sommer ging Thea meist ins Tessin nach Serpiano. Während dieser Zeit durften mein Vater Klaus & ich in ihrer Wohnung in Beckenried Ferien machen. Sie war eine sehr grosszügige und liebenswerte Person.” (15.9.2012)

10 Responses to Blog

  1. Peter Uhr says:

    Natürlich denken wir an diesem Tag an dich, liebe Mama. Du wärst die Letzte, die wollte, dass man dich im Nachhinein idealisiert. Erst allmählich fallen mir aber Eigenschaften von dir auf, die man dir vielleicht nicht als erstes „andichten“ würde, zum Beispiel Mut, Beharrlichkeit, Neugier, Veränderungsbereitschaft. Und du warst eine, die sich emanzipiert hat, das Schicksal in die eigenen Hände genommen und neu geformt hast. Das brauchte damals Mut. Auch sich mit persönlichen Texten zu exponieren brauchte Mut. Dem Journalisten zu schreiben, er möge wieder mal etwas von dir bringen, brauchte Mut. Auch Beharrlichkeit. Und diese Schritte, die von Neugier und Willen zum Schönen, zum noch Besser zeugen: Noch mit über 70 eine Ferienwohnung im Tessin einzurichten, in kühlen, dicken Mauern, aber mit einem stimmungsvollen Innenhof. Der vielleicht auch Pate stand zu deiner Lyriksammlung gleichen Namens. Du suchtest und brauchtest Wärme, im physikalischen wie im übertragenen Sinn. Nicht immer ist dir das zuteil geworden. Aber in den letzten Jahren hast du die lichtvolle Wohnung in Beckenried genossen. Und neugierig bist du bist zuletzt geblieben. Mit grossen persönlichem Mut hast du deinen letzten Weg angetreten. Ich danke dir, dass du uns das zuletzt noch zum Geschenk gemacht hast.

  2. Bernadette Calonego says:

    Thea Uhr 1927 – 2012

    Jetzt ist es fast ein Jahr her, dass unsere Mutter gestorben ist. Noch immer scheint es uns fast unwirklich, als müsste sie gleich anrufen und wir würden ihre Stimme hören und uns mit ihr austauschen.

    Am 5. September vor einem Jahr hat sie zum letzten Mal ihren Geburtstag gefeiert. Da war sie schon im Krankenhaus in Stans und hat sich innerlich aufs Sterben vorbeitet.

    Sie hat sich vor dem Tod nicht gefürchtet. Sie war so mutig und gefasst und voller Vertrauen, dass es – wohin sie immer gehen wird – gut ist.

    In Erinnerungen sehen wir sie als kreative, unternehmungslustige, lernbegierige, gesprächsbereite, ideenreiche, unterstützende und humorvolle Persönlichkeit.

    Wir vermissen sie sehr. Sie hat eine unfüllbare Lücke gerissen. Manchmal denken wir: Hätten wir doch mehr Zeit mir ihr verbracht. Jetzt ist es zu spät.

    Aber sie ist stets in unseren Gedanken und Gesprächen. Und sie lebt in ihren Kindern fort – und natürlich in ihren Werken.

    Und hoffentlich auch auf dieser, ihr gewidmeten Webseite.

  3. Danke für diese Webseite. So vernehme ich vom Tod von Thea Uhr, welcher ich soeben eine Karte schreiben wollte. Ich lernte sie vor etwa vier Jahren in Serpiano kennen, seither schrieben wir uns gelegentlich über unsere künstlerischen Aktivitäten. Ihr letzter Brief an mich vom 29. Januar 2012 enthielt eine Herbstkarte, wie passend! Hier ein Ausschnitt ihres Briefes: ” Die Vögel picken vor der Balkontüre, ich erhalte ein liebes Telefon eines Sohnes, ich höre die 9. Symphonie von Beethoven, so viel Schönes!”

    Danke, Frau Uhr!
    Gabriela Bürgler

  4. Heidy Gasser says:

    Thea war mit grossem Engagement Mitglied des Innerschweizerischen Schriftstellerinnen- und Schriftsteller Vereins. Für mich war sie dort von allem Anbeginn mit dabei, immer interessiert und nie gleichgültig. Bei der nächsten Generalversammlung wird etwas fehlen, wenn sie nicht mehr da ist. Eigentlich kann ich mir das nicht wirklich vorstellen.
    Dürre Worte für viele Begegnungen, auch Reibungen. Denn bequem war Thea nicht immer, zum Glück auch. Das hat sie in ihrem schwierigen Leben wohl gerettet. Ich mochte ihre Lyrik, die knappen Worte, welche so starke Bilder beinhalteten. Da wurde ihre Tiefe spürbar, das hinter die Kulissen schauen, der Blick für kleinste, wichtige Veränderungen. Ich bewundere, wie sie nicht locker liess, bis zuletzt schrieb und den Wörtern ihren tieferen Sinn abzwang oder sie dazu überredete, ihn endlich frei zu lassen.
    Sie hatten eine ganz besondere Mutter und haben sie noch. Denn weit weg ist sie gewiss nicht, mit diesem neugierigen Blick aufs Leben.
    Heidy Gasser

  5. Liebe Thea,
    ich durfte Deine Tochter kennen lernen. Eins von fünf wunderbaren Menschenkindern. Aus weiter Ferne, ist sie in grosser Sorge, an Dein letztes irdisches Bett geeilt. Sie vermisst Dich unendlich, und ich hoffe so sehr, dass alle Deine Kinder bald verstehen werden, was die Antwort auf Dein wunderbares Gedicht “Windvogel” (1987) ist.

    Ich hoffe, dass sie bald verstehen werden, was genau Du sagen willst, wenn Du schreibst:
    “Abschied ist leicht –
    Denn wenn ich gehe – bleibt mein Seelenvogel – und spürt die Fährte auf – die uns bezeugt.”

    Deine Familie trauert um Dich, doch wenn der Schleier der Trauer sich lüftet, werden sie verstehen:
    “Weite sehen, Weite fühlen, sich sehnen nach Ferne,
    aus der Enge und Begrenztheit hinaus.
    Die Erde hält Dich fest, aber –
    Vergiss nie, dass Deine Seele Flügel hat.” (Meinhold Krauss)

    Liebe Thea, ruhe in Frieden,
    mit der Gewissheit, dass Deine Kinder Dein Gedankengut weitertragen.

    Barbara Steiner, Beckenried/Ennetbürgen

  6. Uhr Ines says:

    Beitrag am Trauergottesdienst von Thea Uhr, Beckenried, 18.9.2012

    Liebe Trauergemeinde, liebe Familie und Freunde von Thea Uhr

    Als älteste Enkeltochter möchte ich mit Ihnen teilen, was für mich s’Grossmami am See – denn so wurde sie von meiner Schwester Alice und mir genannt – bedeutet.

    Für mich ist Grossmami…
    • …selbstgemachte Markknödelsuppe und Linzertorte an Weihnachten.

    Für mich ist Grossmami…
    • …Serpiano. Denn, wenn Grossmami im Sommer im Tessin weilte, nahm mein Papi Peter mich und meine Schwester mit in Grossmamis Wohnung in Buochs, und wir verbrachten regelmässig schöne Ferien am und im Vierwaldstättersee. Diese “Tradition” hat später mein Onkel Klaus mit seiner Tochter Simone fortgeführt.

    Für mich ist Grossmami…
    • …alte “Schällenursli”- und “Heidi”-Bücher in ihrem Büchergestell.

    Für mich ist Grossmami…
    • …eine genügsame Frau, die stolz darauf war, dass sie ausser Nivea-Crème nichts an ihr Gesicht liess und sich trotzdem so gut gehalten hat.

    Für mich ist Grossmami…
    • …die Schriftstellerin, die stets an der Arbeit eines neuen Lyrik-Bändlis war.

    Für mich ist Grossmami…
    • …eine Mutter, die stolz war auf ihre 2 Töchter und 3 Söhne.
    • …aber vor allem die Mutter meines Vaters, der alles für seine 2 Töchter tun würde.

    Für mich ist Grossmami nicht nur Frau, Schriftstellerin, Grossmutter und Mutter, sondern…
    • …auch eine Tochter, wie ich in ihrem letzten Büchlein “Wir waren sieben” mit Interesse lesen konnte.

    Für mich ist Grossmami…
    • …32 Jahre lang, pünktlich zu jedem Geburtstag, ein Geburtstagsbriefchen mit einem Büchergutschein. Geschrieben ist schönster Primarlehrerinnenschrift. Sie hat – ganz die Lehrerin – nach den Zeugnisnoten gefragt, sich aber auch sonst nach dem Leben erkundigt und auch gerne von ihrem eigenen Leben erzählt. In 3 Tagen werde ich das erste mal seit 33 Jahren kein Geburtstagsbriefchen vom Grossmami am See im Briefkasten vorfinden…

    Zum Schluss möchte ich mit Ihnen ein Zitat eines netten, jüngeren Arztes teilen, der an Grossmamis 85. Geburtstag vor zwei Wochen, als ich sie im Spital besuchte, zu ihr sagte:
    “Frau Uhr, wenn man Ihre Enkeltochter anschaut, dann weiss man, dass Sie ein langes und erfülltes Leben hatten. Normalerweise sind die Enkelkinder doch noch jünger.” ☺

  7. enrico bonaiti says:

    Cara Thea,
    mentre scrivo questo mio piccolo ricordo siedi lassù in cielo, sopra una nuvola, tanto in alto che non arrivo a vederti… sento la tua presenza però così forte e, come è spesso capitato in tanti anni, il tuo essermi vicino rende l’addio meno difficile.
    Ci siamo conosciuti nella tua tanto amata Serpiano dove venni in visita ad una mia vecchia amica e tu avevi già fatto amicizia con lei: accadde così che da un’amicizia ne nascesse spontaneamente un’altra, un gran regalo per me.
    Ogni anno scendevi verso sud e venivo volentieri a trovarti. Eri così contenta di esplorare con me gli angoli più belli del Ticino e della Lombardia, per me era una gioia poter parlare a lungo con te.
    Sei stata come una mamma, una mamma che scrive bellissime poesie.
    I tuoi versi parlano, con lieve tocco e chiarezza, della vita di tutti i giorni, anche se il mio tedesco non è dei migliori, non facevo fatica comprenderne appieno il senso.
    Come una cara mamma hai spesso ascoltato e condiviso le preoccupazioni e la mia ricerca dell’amore nei lunghi anni in cui ero solo, come fosti felice di sapere che un bel giorno il mio sogno era divenuto realtà!
    Voglio ricordare una calda sera d’estate a Serpiano: al lavoro le cose non marciavano bene, venni a trovarti amareggiato ed ansioso… trovasti le parole adatte per rinfrancarmi, mostrandoti certa che tutto sarebbe andato per il meglio. Tornai a casa in pace con me stesso, il giorno seguente ricevemmo in fabbrica dei nuovi ordini.
    Grazie, cara Thea!

  8. Liv Kortina says:

    Liebe Thea,

    Dein Buch “Wir waren Sieben” – welch wunderbare Erinnerung an meine Zeit in Zürich. Ich lebte als Gastarbeiterin gleich um die Ecke, aber wir kannten uns damals noch nicht. Und ich war nur eine.
    Deine Kindheit in Zürich war wie eine Parallelgeschichte meines Lebens, obwohl ich aus Böhmen stamme, heimatvertrieben, aber irgendwo verwandt mit Deiner Seele. Ich las Deine Geschichte und fand mich wieder. Dieses Buch hat mich sehr berührt.
    Deine Freundin Liv Kortina

  9. Seit Thea Uhr und ich uns kennen, hatten wir sporadisch einen Briefwechsel aufrecht erhalten. Wir schickten uns unsere Arbeiten zu mit der Bitte um einen Kommentar, wir haben uns Grüsse aus den Ferien, Geburtstagswünsche übermittelt. Einmal lag ihrem Brief das Gedicht Dunkler Gott bei. Dazu der Satz: „Ich möchte das männliche Gottesbild in Frage stellen.“
    Durch die ganze Arbeit von Thea Uhr zieht sich dieses In-Frage-Stellen. Sie basiert, so scheint mir, auf den drei Grundpfeilern aller Poesie, dem genauen Hinschauen und Hinhören und auf der sprachlichen Kompromisslosigkeit.
    (…)
    Wo sich Skepsis meldet, geht sie ihr auf den Grund und bringt sie zur Sprache. Sie tut dies ganz ohne Überheblichkeit. Ihre Anklage verbrämt sie nicht mit einem Unterton der Rechthaberei sondern sie erhebt sie voller Demut. (…) Ausweichen jedoch wird jemand, der diese Gaben besitzt, nicht. Und so war Thea schon als Kind. Man kann es nachlesen in ihrem Wir waren sieben (Edition Isele, 2011). Es ist die Schilderung einer patriarchalen, von Bigotterie geprägten Familienstruktur, die uns den Atem gefrieren lässt, und von der sie kaum je gesprochen hat. Wer aber das Buch gelesen hat, kann vielleicht verstehen, welche Anstrengung und welche Begabung es braucht, um sich aus diesem Gefängis der Angst und Einschüchterung zu befreien.

    Dem Buch war eine lange Phase der Auseinandersetzung mit der Persönlichkeit ihres Vaters vorausgegangen. Schon in einer ihrer raren Erzählungen aus jenen Jahren, Nahe bei Gott (in Geschichten, 1995 Raeber Verlag Luzern) lässt sie uns an dieser Auseinandersetzung teilhaben. Ganz zu Beginn ihres Schreibens hatte sie Schnitzelbänke für unzählige Anlässe und Feste geschrieben. Moritate, die ihr Beifall und neue Aufträge brachten, Säle mit Lachen füllten. Sie hätte ihren Weg als Bänkelschreiberin machen können, an Publikum hätte es nicht gefehlt. Doch der gewaltsame Gott ihrer Kindheit liess sich auf Dauer nicht weglachen.

    (…) Und obwohl diese Menschen immer wieder erfahren, dass dieses Gebundensein Grenzen setzt, revoltieren sie weiter. Sie haben eigentlich nur daran keine Zweifel, dass wir das Recht haben zu zweifeln und dass unsere einzige Freiheit darin besteht, Verantwortung zu tragen für das, was geschieht oder eben nicht geschieht. „Ich bin allen Beteuerungen von Regierungen gegenüber misstrauisch, ungläubig“ schrieb sie einmal.

    Wie Thea Uhr von Ausgabe zu Ausgabe die Dichte und Tiefe ihrer Gedanken in immer feinsinnigere, immer leichtfüssigere Worte umzusetzen verstand, kommt beim Blättern in ihren Gedichtbänden zum Audsdruck. „Ich merke“, stand in einem ihrer Briefe, „dass ich mich durch das Schreiben verändere.“ (…)

    Luzern, 17.09.2012
    Franziska Greising, Schriftstellerin, Luzern
    (Anmerkung: Der vollständige Text von Franziska Greising steht auf der Seite “Gedichte” unter “Einsichten in Thea Uhrs Werk”.)

  10. Liebe Familie Uhr!

    Die Nachricht von Thea Uhrs Tod am 11. September, kurz nach ihrem 85. Geburtstag, hat mich sehr bewegt.

    Ich persönlich bin auf Thea Uhr über unseren gemeinsamen Freund Enrico Bonaiti gestoßen. Immer wieder berichtete er mir auch über seine Begegnungen mit ihr… Schlussendlich kamen wir auch selbst in Kontakt. In Thea Uhrs Büchern “Windvogel” und “Innenhof” lese ich bis heute sehr gerne und immer wieder und die Worte ihrer Gedichte waren nicht nur einmal Balsam auf die Seele.

    Besondere Freude bereitete mir auch eines von Thea Uhrs Weihnachtsschreiben. Es war im Jahr 2009, als ihr Buch “Hinüberland” erschien und ich mich für Gedichte bedankte, die sie mir wieder über Enrico zuschickte. Sie antwortete auf mein Schreiben in der ihr eigenen, so liebenswürdig und tiefsinnigen Art und fügte ihr damaliges Weihnachtsgedicht an, das ich hier wiederholen möchte, weil es so schön ist:

    Weihnacht

    Wenn du den Worten / nicht traust / die den Glanz / versprechen / am Weihnachtstag
    Wenn deine Füsse/ gelähmt die Krippe / nicht finden
    Hilflos und klein / gleichst du / dem Kind / das dich schaut
    Werde nur still
    Es kommt dir / entgegen ein Licht
    Ist schon in dir.

    Möge uns alle die Erinnerung an Thea Uhr stets begleiten wie ein wärmender Sonnenstrahl, wie dieses Licht in ihr und aus ihr.

    Stefan Michael Newerkla

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